«Wollte schon immer Nützliches für die Gesellschaft tun…»

    Alexis Weil hat sich in die «Höhle der Löwen» gewagt

    Durch die TV Sendung «Die Höhle der Löwen» ist Alexis Weil landesweit bekannt als CEO eines innovativen Start-Ups, die es Senioren ermöglicht, weiterhin ihr Fachwissen, das vorhandene ganzheitliche Denken und Handeln, die Erfahrungswerte und ihre soziale Kompetenz weiter zu geben. Und zwar sowohl in einer Mentor/innen-Rolle wie auch zwecks Wissenstransfer. Nicht zuletzt geht es darum, dass die Unternehmen auch von der so genannten «Silver Society» profitiert.

    (Bild: zVg) Er weiss mit seinen Projekten zu überzeugen: Alexis Weil

    Die Zukunftsinstitute und Swissfuture haben den Megatrend «Silver Society» definiert. Dass Seniorinnen und Senioren noch sehr viel Wissen vermitteln und in der Arbeitswelt nach wie vor effizient sein können, beweist der Business- und Social Case «seniors@work» des Baslers Alexis Weil. seniors@work ist ein lokales Start-Up aus Basel. Gegründet 2018 hat sich das Start-Up zum Ziel gesetzt, innovative Ansätze für das Arbeiten im Alter zu entwickeln und so den Kontakt zwischen der älteren Bevölkerung und der Wirtschaft zu fördern. Die Online Jobplattform seniors@work ermöglicht es Privatpersonen, Unternehmen, Vereinen oder sogar Startups mit Seniorinnen und Senioren in Kontakt zu treten und ihre Fähigkeiten und Erfahrung für Aufträge oder Projekte zu nutzen. Motivierte Senioren ab 60 Jahren können ihre Dienstleistungen in Bereichen wie Buchhaltung, Administration, Mentoring, Kinderbertreuung, Arbeiten am Haus und so weiter freiwillig oder gegen Entgelt anbieten.

    (Bild: zVg) Erfolgreicher Pitch: Alexis Weil hat drei «Löwen» überzeugt und als Investoren für sich gewinnen können.

    Und die Idee kommt sehr gut an. Viele Seniorinnen und Senioren verstehen es aus den eigenen Erfahrungen eine Lebensweisheit zu entwickeln, die man auch im höheren Alter produktiv in die Wirtschaft einbringt. Sie erkennen und verknüpfen aufgrund der grossen Erfahrung die Zusammenhänge im grösseren Kontext. Was spannend ist: Viele Vertreterinnen und Vertreter der «Silver Society» können beurteilen, wie wichtig etwas gerade wirklich ist und für welche Werte es sich lohnt zu kämpfen. Diese Urteile schöpfen sie nicht aus einem Idealismus, sondern aus der Auseinandersetzung mit Gesellschaftsdiskursen und aus ihren Lebenserfahrung. Weiter beschreiben die Zukunftsforscherinnen und -forscher die «Silver Society» folgendermassen: Sie seien darauf bedacht, aus den Lebenserfahrungen Wissen zu ziehen, das der Wirtschaft und auch der Gesellschaft dauerhaft weiterhelfen kann. Dieses beständige und nicht erzwingbare Wissen über das, was im Leben wichtig ist und auf was es Wert zu legen gilt, wird in Zukunft mit einer zunehmenden Anzahl an älteren Menschen eine immer kostbarere Ressource.

    Wir haben mit Alexis Weil, dem Gründer und CEO von «seniors@work» über diese Themen und dem Potenzial der Seniorinnen und Senioren in der Arbeitswelt der Zukunft gesprochen. Alexis Weil (28) hat einen Bachelor in BWL (Uni St. Gallen) und einen Masterabschluss in Finance & Accounting an der Uni St. Gallen. Er ist neu auf der Forbes Liste 30 unter 30 in der DACH Region.

    (Bild: zVg) Alexis Weil: Mit einer guten Idee auf Erfolgskurs.

    Alexis Weil, wie kam es zu Ihrer Idee mit «seniors@work»?
    Alexis Weil: Mein Ziel war schon immer selbständig zu sein. Sogar im Gymnasium habe ich mit Schulkollegen eine eigene Firma während des Projekts «YES» gegründet. Es hat mich fasziniert, selber für den Erfolg verantwortlich zu sein. Als dann vor zwei Jahren mein Vater pensioniert und mir bewusst wurde, dass es eigentlich keine Möglichkeit gibt, die ganze Lebens- und Arbeitserfahrung der älteren Generation weiter einsetzen zu können, war die Idee von seniors@work geboren. Ich kenne viele über 60-Jährige und Pensionierte, welche sich jung und fit fühlen und sich auch in der digitalen Welt gut auskennen. Gleichzeitig liest man jede Woche in den Medien über den Fachkräftemangel und dass viele KMU’s und Start-Ups nach Unterstützung suchen, aber niemanden finden. Daher stellt die Plattform eine Win-Win-Situation für die Seniorinnen und Senioren sowie die Auftraggeber dar. Die Plattform soll einerseits Arbeitseinsätze ermöglichen und andererseits den Austausch der jungen und älteren Generation fördern. Wir können nämlich sehr viel voneinander lernen.

    Es gab aber auch gesellschafts- und sozialrelevante Gründe für die Lancierung?
    Alexis Weil: Es war immer mein Ziel, einen positiven Impact auf die Gesellschaft zu haben und etwas verändern zu können. Wir könnten als Gesellschaft sehr viel mehr erreichen, wenn wir vermehrt zusammen statt gegeneinander arbeiten würden.

    Welche Unternehmen und Anspruchsgruppen zeigen sich interessiert an «seniors@work»?
    Alexis Weil: Vor allem für Startups, KMU’s oder Vereine, welche zum Teil nicht so viele Ressourcen besitzen, können Senioren einen wertvollen Beitrag zur Wertschöpfung beitragen. Senioren üben nämlich die Tätigkeiten oftmals nicht aus finanzieller, sondern aus intrinsischer Motivation aus. Dies sind perfekte Bedingungen für solche Organisationen. Zudem bringen die Senioren ja sehr viel Erfahrung mit, von der die jüngere Generation extrem profitieren kann. Für Start-Ups mit oftmals jungen und vielleicht unerfahrenen Gründern und Mitarbeitern im Unternehmen bringt eine ältere und erfahrene Person einen grossen Mehrwert. Sie kann einerseits normale Tätigkeiten wie Buchhaltung oder Administration übernehmen aber auch als eine Art Mentor mit grosser Erfahrung fungieren. Zudem sind Personen im offiziellen Ruhestand zeitlich flexibler und können schnell mal kurzfristig einspringen.

    Wie ist das Feedback von den Senioren und den Nutzern?
    Alexis Weil: Das Feedback seitens Senioren ist sehr positiv. Sie schätzen es sehr, dass es mal eine Plattform für die ältere Generation gibt. Für die meisten Senioren ist aber Folgendes wichtig: sie wollen immer noch ein aktives Mitglied der Gesellschaft sein und ihre Fähigkeiten weiter einsetzen sowie andere Menschen unterstützen und dabei ihre Freiheit und Flexibilität bewahren können. Für viele Senioren ist aber auch der soziale Aspekt von hoher Bedeutung. Altersvereinsamung ist nämlich ein grosses gesellschaftliches Problem. Durch Aufträge via seniors@work bekommt der Senior das Gefühl, dass er immer noch «gebraucht» wird und kann so auch neue soziale Kontakte knüpfen! Dies kommt schlussendlich der ganzen Gesellschaft entgegen: Studien zeigen, dass aktive Beschäftigung gleich wirksam für das Wohlbefinden eines Menschen ist wie Fitnessangebote. Glücklichere Senioren entlasten also auch das immer teurere Gesundheitssystem. Die Auftraggeber schätzen vor allem die Erfahrung, zeitliche Flexibilität sowie die intrinsische Motivation der Senioren. Zudem haben sie auch nicht den Anspruch auf einen 100% Pensum.

    Stellen die Senioren nicht eine Konkurrenz zum normalen Arbeitsmarkt dar?
    Alexis Weil: Wir betonen, dass wir kein Lohndumping betreiben oder dem normalen Jobmarkt Jobs wegnehmen. Die meisten Aufträge die bei uns durchgeführt wurden wären von «normalen» Arbeitskräfte gar nicht übernommen worden. Einerseits weil das Pensum zu tief wäre, z.B. 20 – 40 %, und andererseits weil die Entlöhnung tiefer ist. Ein Startup kann sich schlichtweg keinen Buchhalter leisten, der Gründer würde dort die Finanzen übernehmen. Einen Senior kann sich der Gründer aber leisten und daher nimmt man dort keinen normalen Arbeitskraft den Job weg. Oder ein pensionierter Architekt erstellt Baupläne für Bauern, da für ein normales Architekturbüro ein solcher Auftrag teilweise finanziell zu wenig attraktiv ist.

    Warum haben Sie sich entschieden, in der Sendung «Die Höhle der Löwen» aufzutreten? Es gäbe ja noch andere Wege, Investoren zu finden.
    Alexis Weil: Weil die Medienpräsenz wichtig ist und die Investoren in der Schweiz bekannt sind, ausserdem ihre Inputs für meine Plattform einen Mehrwert darstellen und sie gute Kontakte haben. Auf den Pitch habe ich mich sehr gut vorbereitet, da ich wusste, dass die ganze Schweiz zuschaut. Aber der (Erfolgs-)Druck war nicht gross, da ich grundsätzlich ja nichts zu verlieren hatte. Es gab danach viele Neuanmeldungen von Senioren sowie durch Auftraggeber, welche neue Jobs anbieten. Daher habe ich seit dem 1. Juli einen Festangestellten. Es haben sich über 400 Senioren angemeldet und es wurden über 90 Jobs vermittelt. Nach dem Auftritt kam die Due Dilligence, bei welcher man den Deal rechtlich abwickelte. Zudem hat man über die weiteren Schritte sowie kurzfristige Ziele gesprochen.

    JoW


    seniors@work konnte im Herbst 2018 die wichtige strategische Partnerschaft mit Pro Senectute beider Basel, der grössten Senioreninstitution in der Region, eingehen. Diese Partnerschaft erleichtert den Zugang zu den Senioren und fördert die Glaubwürdigkeit gegenüber allen Stakeholdern. Die Helvetia ist der Partner für den Bereich Versicherungen.

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