«Das Entwicklungspotenzial von Turgi ist gross»

    Am 12. März 2023 fiel der definitive Fusionsentscheid an der Urne. Ab 2024 gehört Turgi zu Baden und Baden wird damit die grösste Stadt im Kanton Aargau. Wir haben bei Adrian Schoop, Gemeindeammann von Turgi und FDP-Nationalratskandidat sowie dem Badener Stadtammann Markus Schneider nachgefragt, wie es gelungen ist, die Bevölkerung von den Vorteilen dieses Zusammenschlusses zu überzeugen.

    (Bilder: zVg) Geschafft: Adrian Schoop, Gemeindeammann von Turgi und Markus Schneider, Badener Stadtammann (v.l.) ist es gelungen, mit ihrem Team die Bevölkerung für die Fusion der beiden Gemeinden ins Boot zu holen.

    Die Stimmberechtigten von Baden und Turgi haben am 12. März beide deutlich Ja gesagt zum Zusammenschluss. In Baden lag der Ja-Stimmenanteil bei 59.2%, in Turgi waren es sogar 85.7%. Wie erklären Sie dieses glanzvolle Abstimmungsresultat?
    Adrian Schoop: Es ist uns offensichtlich gelungen, die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger davon zu überzeugen, dass der Zusammenschluss Vorteile für beide Gemeinden hat und das Entwicklungspotenzial in Turgi gross ist.

    Welche Beziehung pflegt Baden in den letzten Jahren zu Turgi?
    Markus Schneider: Während der letzten Jahre wurden unsere Beziehungen durch das Zusammenschlussprojekt natürlich immer enger. Aber auch abgesehen vom Projekt war ein reger Austausch vorhanden, denn in einigen Bereichen arbeiten wir bereits heute zusammen.

    Sie habe im Gemeinderat Turgi diese Fusion bereits zwei Jahre vorher sorgfältig und transparent geplant. Welches Erfolgsrezept steckt dahinter?
    Adrian Schoop: Es waren sogar mehr als zwei Jahre, denn die ersten Gespräche fanden bereits 2019 statt. Wir haben versucht, möglichst viele Menschen in den Prozess einzubeziehen – Behördenmitglieder, Verwaltung und Bevölkerung. Auch wenn dies wegen der Pandemie nicht immer einfach war, scheinen wir doch einige Menschen erreicht zu haben.

    Dieser Erfolg ist nicht ganz selbstverständlich, wenn man beispielsweise Fusion im Raum Aarau anschaut. Was macht Baden besser?
    Markus Schneider: Es steht mir nicht zu, über andere Fusionsprojekte zu urteilen. Jeder Zusammenschluss ist ein eigenständiges Projekt. Ich glaube aber, dass es uns gelungen ist, mit viel Partizipation und regelmässiger Information die Bevölkerung ins Boot zu holen.

    Turgi gehört ab 2024 zu Baden. Was bedeutet dies konkret für die Gemeinde Turgi, die Region Baden und den gesamten Aargau?
    Adrian Schoop: Turgi wird ein attraktives Quartier einer attraktiven Stadt. Und Baden wird zur grössten Stadt im Aargau. Das verleiht ihr sicherlich mehr Gewicht in politischen Fragen und verhilft zu mehr Sichtbarkeit.

    Und was bedeutet diese Fusion für die Stadt Baden?
    Markus Schneider: Baden wird damit – wie bereits gesagt – zur grössten Stadt im Aargau und erhält mehr Gewicht. Mit dem Zusammenschluss ist natürlich auch eine Verantwortung verbunden. Wir haben immer betont, dass Turgi grosses Entwicklungspotenzial bietet. Dieses müssen wir jetzt nutzen.

    Herzliche Begrüssung der Behörden beider Gemeinden am Abstimmungssonntag.

    Wo liegen die grössten Vorteile, respektive Synergie bei diesem Zusammenschluss?
    Adrian Schoop: Für kleinere Gemeinden wird es immer schwieriger, qualifiziertes Personal für die Verwaltung und geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für politische Ämter zu finden. Das ist in einer Stadt einfacher. Ich bin überzeugt, dass sich Turgemerinnen und Turgemer einbringen werden, um Baden weiterzuentwickeln. Und ein Vorteil liegt natürlich auf der Hand: Der Steuerfuss sinkt.
    Markus Schneider: Beim erwähnten Entwicklungspotenzial. Ich bin überzeugt, dass Turgi zu einem starken Wirtschaftsstandort werden kann – ähnlich, wie es das vor über 60 Jahren eingemeindete Dättwil zum Beispiel heute schon ist. Dafür müssen jetzt die Weichen gestellt werden.

    Was werden bei dieser Fusion in der Praxis die grossen Herausforderungen sein?
    Adrian Schoop: Auf der operativen Ebene gibt es sicherlich noch einige Hürden zu bewältigen. Es müssen Daten transferiert, Systeme zusammengeführt und Prozesse neu definiert werden. Ich bin aber sicher, dass die beiden sehr professionell arbeitenden Gemeindeverwaltungen das gemeinsam gut über die Bühne bringen werden.
    Markus Schneider: Die Integration von Turgi in die Stadt Baden ist für beide Verwaltungen mit Aufwand verbunden. Dieser ist nicht zu unterschätzen, und der Zeitplan ist sportlich. Ich bin aber überzeugt, dass der Übergang gut gelingen wird.

    Welche Auswirkung hat dieser Zusammenschluss auf den Heimatort?
    Adrian Schoop: Wer heute Turgi als Heimatort hat, hat in Zukunft den Heimatort Baden. Der Grosse Rat hat gerade beschlossen, dass man in einer fusionierten Gemeinde den «alten» Heimatort in Klammern mitführen darf – das hiesse dann also: Heimatort Baden (Turgi).

    Interview: Corinne Remund

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